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Gentechnisch veränderte Affen als Versuchstiere: Tierschützer gewinnen Rechtsstreit
DNA-Stücke von Insekten, Zecken und Krabben, die in Schimpansen eingepflanzt werden: Genau das hatte sich eine US-Firma 2012 patentieren lassen. Mit den gentechnisch veränderten Affen sollten Antikörper-Therapien getestet werden. Ein Bündnis von Tier- und Umweltschutzorganisationen hatte dagegen allerdings jahrelang angekämpft – und jetzt recht bekommen. Nach langem Rechtsstreit wurden zwei Patente auf gentechnisch veränderte Menschenaffen zurückgenommen.
Auch die bekannte Affenforscherin Jane Goodall hatte sich dafür engagiert. Die Streichung der Patentansprüche sei ein klares Signal an alle Wissenschaftler, "die zum Leiden fähige Tiere nur als ein Werkzeug der Forschung sehen", sagte Goodall.
Nach Beschwerden der Gegner hatte die Technische Beschwerdekammer als gerichtliche Instanz des Europäischen Patentamts (EPA) die Ansprüche auf Schimpansen und andere Tiere als nicht patentfähig beurteilt. Sie verwies dabei auf eine Regel, nach der Patente auf die genetische Veränderung von Tieren verboten sind, wenn daraus "Leiden dieser Tiere ohne wesentlichen medizinischen Nutzen für den Menschen oder das Tier" resultieren können.
Erstmals seien damit Ansprüche auf gentechnisch veränderte Versuchstiere aus ethischen Überlegungen gänzlich zurückgenommen worden.
Auch Patente auf Kühe und Schweine vor dem Aus
"Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis das EPA an diesen Punkt gelangt ist und zum ersten Mal die Patentierung von gentechnisch veränderten Tieren stark einschränken will", sagte Ruth Tippe von der Initiative "Kein Patent auf Leben". "Wir fordern nach wie vor ein generelles Verbot von Patenten auf Tiere aus ethischen Gründen."
Mit der neuen Linie sollten mindestens Patente auf landwirtschaftlich genutzte Tiere wie Kühe und Schweine Vergangenheit sein, "da hier keinerlei medizinischer Nutzen zu erwarten ist", sagte Gudula Madsen vom Gen-ethischen Netzwerk. Zwar wurden laut Christoph Then von der Organisation Testbiotech einige Patente etwa auf Kühe mit hoher Milchleistung erteilt, diese standen jedoch nie in Ställen hiesiger Bauern. Verbraucher lehnen Gentechnik hierzulande weitgehend ab.
Bei den beiden nun zurückgenommenen Patenten einer US-Firma (EP1456346 und EP1572862) wurden DNA-Stücke von Insekten ins Erbgut von Affen geschleust. Diese Affen können etwa bei der Entwicklung von Krebstherapien genutzt werden. Die Patente beanspruchten auch Mäuse, Ratten, Katzen, Hunde, Rinder, Schweine, Pferde und Schafe als Erfindung.
Patent auf Leben seit 1980 möglich
Das EPA hat laut Then Hunderte Patente auf Versuchstiere erteilt. Besonderen Protest hatte aber ausgelöst, auch Menschenaffen als Erfindung zu behandeln. "Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten, die 98,6 Prozent der Zusammensetzung unseres Erbgutes mit uns teilen", sagte die Affenforscherin Goodall, die über Jahre das Leben von Schimpansen in freier Wildbahn beobachtet hat.
Das weltweit erste Patent auf Leben war 1980 in den USA erteilt worden, auf ölfressende Bakterien. Nach jahrelangem Streit entschied der Supreme Court, es tangiere das Patentrecht nicht, dass die Organismen Lebewesen seien. Als erstes Tier wurde in Europa dann vor fast 30 Jahren die Harvard-Krebsmaus patentiert. Sie erkrankte wegen eines veränderten Gens an Krebs und sollte der Forschung dienen.
(ftk/dpa)
July 03, 2020 at 03:34PM
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