Es war wohl nur eine Frage der Zeit: In Brandenburg ist bei einem verendeten Wildschwein erstmals das Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nachgewiesen worden. Das Tier wurde von einem Spaziergänger im Kreis Spree Neiße an der Grenze zu Polen gefunden, die Laboruntersuchung im zuständigen Löffler-Institut fiel positiv aus. Das Virus ist für den Menschen ungefährlich – die Auswirkungen für die Landwirtschaft könnten enorm sein.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sagte: „Es ist jetzt vor Ort in Brandenburg zu klären, ob es über den Kadaver hinaus zu einer Verbreitung gekommen ist. Bisher haben wir nur ein totes infiziertes Tier in einem Landkreis. Ich warne vor Panik.“
„Wir müssen jetzt alles versuchen, um eine weitere Ausbreitung des Seuchengeschehens zu verhindern“, sagte die brandenburgische Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Um den Fundort in der Gemeinde Schenkendöbern wurde ein vorläufiges gefährdetes Gebiet mit einem Radius von 15 Kilometern festgelegt. Hinweisschilder und ein Zaun sollen aufgestellt werden. Zudem soll das Gebiet verstärkt bejagt werden. Im benachbarten Polen gibt es seit mehreren Monaten zahlreiche bestätigte Schweinepest-Fälle, auch in Tschechien und Belgien wurde die ASP nachgewiesen. Am schlimmsten wütete die Seuche in China – dort wurden bereits Millionen Tiere geschlachtet.
Aufruf zu erhöhter Vorsicht
NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser ruft die Öffentlichkeit zur erhöhten Vorsicht auf. „Für den Fall, dass sich die ASP weiter nach Westen ausweiten sollte, ist Nordrhein-Westfalen sofort einsatzfähig.“ Im ganzen Land wurden zahlreiche Vorsorgemaßnahmen ergriffen. Eine eigens eingerichtete Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft stehe bereit, die örtlichen Behörden zu unterstützen.
Der Deutsche Bauernverband forderte die „konsequente Bejagung von Schwarzwild“ und einen stabilen Zaun in der betroffenen Zone. Reisende sollten dringend darauf achten, keine Essensreste wegzuwerfen. Sollte sich das Virus in Deutschland ausbreiten, könnte dies zu einem Exportstopp für deutsches Schweinefleisch vor allem nach Asien führen. Südkorea verkündete bereits gestern einen Einfuhrstopp für deutsches Fleisch.
Exportstopp soll vermieden werden
Wo wurde die Schweinepest jetzt nachgewiesen?
Das Wildschwein wurde im östlichen Brandenburg entdeckt, nur wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. Auf der polnischen Seite wurde bereits mehrfach das Virus bei Wildschweinen nachgewiesen. Bisher ist ein Übergreifen auf Deutschland verhindert worden.
Was bedeutet dies für die tierhaltenden Betriebe in Deutschland?
Bisher gilt die Regel, dass nach dem Nachweis eines einzigen Tieres ein Exportstopp verhängt wird. In der EU ist dies nicht mehr die Regel, aber sowohl die USA als auch China könnten nun ein Einfuhrverbot für deutsches Schweinefleisch beschließen. Die Politik bemüht sich, derartige Exportverbote nur auf die Zone zu beschränken, in der ein infiziertes Tier entdeckt worden ist. Ein generelles Verkaufsverbot für deutsches Schweinefleisch würde die vielen tierhaltenden Betriebe in NRW in extreme wirtschaftliche Not stürzten, liegt doch der Exportanteil extrem hoch. Gerade China, das durch die im eigenen Land ausgebrochene ASP besonders auf Importe angewiesen ist, ist ein extrem wichtiger Markt für die deutschen Schweinemäster.
Gibt es eine Gefahr für den Verbraucher?
Eindeutig nein. Die ASP ist für den Menschen völlig ungefährlich.
Was soll man tun, wenn man ein totes Wildschwein entdeckt?
Wildschweinkadaver sollten in jedem Fall dem zuständigen Veterinäramt oder über den Notruf gemeldet werden. Tote Wildschweine, die über die App des Tierfund-Katasters (https://ift.tt/2u0TA70) gemeldet werden, erreichen direkt das Friedrich-Loeffler-Institut und gehen von dort an das zuständige Veterinäramt. Kadaver sollten keinesfalls angefasst, sondern lediglich gesichert werden.
Wie lang ist das Virus für Tiere ansteckend?
Sehr lang. Das ASP-Virus überlebt selbst im Schlamm eines Radkastens über 100 Tage – das Verbreitungsrisiko ist entsprechend groß. Ein Transport ist nur in dichten Spezialbehältern sicher. Kleidung, Schuhe und weitere Gegenstände sollten nach Kontakt mit verdächtigen Kadavern desinfiziert werden. Infizierte Haus- und Wildschweine verenden innerhalb weniger Tage.
Wie reagieren die Schlachtbetriebe in NRW?
Bei Deutschlands größtem Schweineschlachtunternehmen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hofft man jetzt darauf, dass es der Bundesregierung gelingt, die Exportbeschränkungen in Asien insoweit aufzuheben, dass dieser für die betroffene Region in Deutschland gilt. „Es sei kein guter Tag für uns“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Auch sei in Deutschland bisher kein Fall bekannt. Im Inlandgelte es den Markt zu stabilisieren, damit die Preise für Schweinefleisch nicht in den Keller rutschen und weitere bäuerliche Betriebe schließen müssten.
September 11, 2020 at 11:30AM
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Schweinepest erreicht Deutschland - infiziertes Tier in Brandenburg entdeckt - Allgemeine Zeitung
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