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Wednesday, August 26, 2020

Bündnis "mensch fair tier" will Ende qualvoller Kälbertransporte - Passauer Neue Presse

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Kälber werden auf einem LKW transportiert. Das Bündnis "mensch fair tier" will den unwürdigen Umgang mit den Tieren beenden. −Foto: dpa
Kälber werden auf einem LKW transportiert. Das Bündnis "mensch fair tier" will den unwürdigen Umgang mit den Tieren beenden. −Foto: dpa

Das Bündnis "mensch fair tier" fordert vom Freistaat "ein Ende der Kälbertransporte in EU-Länder". Plädiert wird für regionale Aufzucht, Mast, Schlachtung und Vermarktung.

Das Thema Tierwohl bewegt zunehmend die Menschen: Wenn es um artgerechte Haltungsbedingungen geht, um elend-lange Tiertransporte oder grausames Küken-Schreddern, dann ist die Aufmerksamkeit in aller Regel ausgesprochen hoch. Im Supermarkt allerdings sinkt sie bisweilen rasch wieder – an der Kasse schlägt Billig-Fleisch noch immer die teureren, gleichwohl Tierwohl-sensiblere Produkte. "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral", wusste bereits Bert Brecht.

Das Bündnis "mensch fair tier" nimmt sich nun speziell der Kälber an: "Wir wollen, dass jetzt endlich gehandelt wird – und bei der Beendigung der qualvollen Kälbertransporte fangen wir an", so Christine Rauch. So fordert das Bündnis vom Freistaat "ein Ende der Kälbertransporte in EU-Länder". Grund: "Von dort gehen die Tiere nach unterschiedlicher Aufenthaltsdauer im vorläufigen Bestimmungsland unter tierquälerischen und rechtswidrigen Bedingungen weiter in sogenannte Drittstaaten", heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses.

Genehmigung von Tiertransporten ist Einzelfallentscheidung

Im zuständigen Umweltministerium heißt es dazu: "Die Genehmigung von Tiertransporten ist stets eine Einzelfallentscheidung der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde. Grundsätzlich sind die Transportunternehmen verpflichtet, auf der gesamten Route tierschutzkonforme Transportbedingungen sicherzustellen." Bereits im vergangenen Jahr hatte Bayern eine Liste mit 17 Staaten erarbeitet, in die keine Tiertransporte mehr abgewickelt werden sollen, weil nicht sichergestellt sei, "dass auf der gesamten Transportroute die Anforderungen der EU-Tiertransportverordnung eingehalten werden". Erst kürzlich wurde diese Liste um Russland erweitert. Alleine: Es handelt sich dabei ausnahmslos um Drittstaaten – also Nicht-EU-Länder.

Derlei kann dem Vernehmen nach allerdings umgangen werden, wenn die Tiere in andere, die Standards weniger scharf beachtende EU-Länder gebracht und von dort aus in die einschlägigen Drittstaaten weitertransportiert werden. Das allerdings hat Bayern rechtlich nicht in der Hand.

Das Bündnis "mensch fair tier" hat deshalb offenbar auch eine ganz andere Stoßrichtung: "Durch eine regionale Aufzucht, Mast, Schlachtung und Vermarktung der Kälber in Bayern können diese Langstreckentransporte verhindert werden", heißt es in einem Papier. Bei Gesprächen auf Fachebene mit dem bayerischen Landwirtschafts- und Umweltministerium in München soll deshalb ein Pilotprojekt angestoßen werden: Es müssten "tragfähige und wirtschaftlich sinnvolle Strategien für die Landwirte erarbeitet werden", heißt es in dem Papier, und: "Eine politische Förderung ist dabei unumgänglich."

Bayern sei der "Haupt-Langstreckenexporteur"

Beim Bündnis zeigt man sich resolut: "Das Leid männlicher Kälber, die aufgrund ihrer Rasse unrentabel für die Mast und somit "Ausschuss-Ware" des Systems der billigen Lebensmittelproduktion sind, analog der männlichen Schredder-Küken billigend in Kauf zu nehmen, ist einer zivilisierten Gesellschaft nicht würdig und wird so auch nicht mehr akzeptiert." Das Problem: Milchbetriebe haben oft keine Kapazitäten, sich um männlich Kälber zu kümmern, die später keine Milch geben – diese müssten "so schnell wie möglich vom Hof", heißt es beim Bündnis, und: Bayern sei der "Haupt-Langstreckenexporteur".

Langfristig ließe sich das Problem der "Ausschuss-Kälber" in der Milchwirtschaft nur durch eine deutliche Reduktion des Tierbestandes und verstärkte Veränderungen in der Rinderzucht hin zum "Zwei-Nutzungs-Rind" zu lösen, so Dr. Rupert Ebner von "Slow Food". Im Landwirtschaftsministerium legt man unterdessen Wert auf die Feststellung, dass es "sehr wichtig" sei, "dass die Kälbertransporte tiergerecht entsprechend den gesetzlichen Vorgaben durchgeführt werden."

Landwirtschaftsministerium kann nur unterstützend tätig werden

Was die Kälber selbst angeht, folgt man im Landwirtschaftsministerium offenbar der Argumentation des Bündnisses nicht ganz: "Der Großteil der in Bayern erzeugten Kälber wird auch hier in Bayern oder im Inland aufgezogen. Die Kälber werden dann später als Milchkühe genutzt oder gehen in die Mast. Die Kälber unserer bayerischen Zweinutzungsrassen, zum Beispiel Fleckvieh, das sowohl für die Milch- als auch die Fleischerzeugung genutzt wird, werden im Inland stark nachgefragt. Daher wird nur ein sehr geringer Teil der Kälber in andere Mitgliedsstaaten gebracht", teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Und weiter: "Unabhängig davon würde es das bayerische Landwirtschaftsministerium begrüßen, wenn der Anteil dieser Kälber im Rahmen regionaler Vermarktungskonzepte noch weiter reduziert werden könnte."

Diese Vermarktungskonzepte müssten allerdings "von der Wirtschaft initiiert und getragen werden. Das Landwirtschaftsministerium kann hier nur unterstützend tätig werden".




August 27, 2020 at 11:04AM
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